straßentauglich. Die Ausstellung. Eine Spurensuche in den Gassen von Innsbruck
ein Projekt von Z6 – Streetworkstadt_potenziale 2012, Fördersumme: € 6.500,–
Durchführung: 29.06.–05.07.2012
Projektbeschreibung
Z6-Streetwork wird im Jahr 2012 zwanzig Jahre alt. Dieses Jubiläum ist Anlass für ein dreiteiliges Programm mit dem Namen „straßentauglich“. Die vier „Eckpfeiler“ unseres Programms sind:
- Fachtagung
- Ausstellung
- Stadtspaziergänge
- Straßenfest
Fachtagung
Am 29. Juni 2012 findet unsere Fachtagung statt. Sie richtet sich an SozialarbeiterInnen, die im sozialpädagogischen Bereich für Jugendliche arbeiten und beinhaltet zwei Vorträge sowie zwei Workshops. Im Mittelpunkt stehen das Themenfeld Stadtentwicklung und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Lebenswelten von Jugendlichen in den letzten 20 Jahren.
Stadtspaziergänge und StraßenfestAm 30. Juni finden dann von unseren StreetworkerInnen geführte Stadtspaziergänge statt, die für alle Interessierten offen sind. Die Spaziergänge sollen die im Rahmen der Fachtagung erörterten Veränderungen des öffentlichen Raumes und die Auswirkungen auf das soziale Leben veranschaulichen. Den Abschluss bildet unser
Straßenfest.
AusstellungIm Rahmen der Fachtagung möchten wir ebenfalls am 29. Juni 2012 unsere siebentägige Ausstellung
strassentauglich. Eine Spurensuche in den Straßen von Innsbruck. eröffnen
. Unsere
Ausstellung richtet sich an all jene, die dem Thema Stadtentwicklung kritisch gegenüberstehen und die Interesse an städtischen Lebensräumen, Jugendkultur und Jugendszenen haben. Mit der Ausstellung wollen wir im Rahmen eines multimedialen Kunstprojektes ein weiteres Mal den Veränderungen im öffentlichen Raum innerhalb der letzten zwanzig Jahre nachspüren. Auch hier liegt der Fokus auf der zentralen Frage nach den Auswirkungen auf die Nutzungsmöglichkeiten öffentlicher Räume für Jugendliche und wie die Entwicklungen, die anhand von Interviews, Archivarbeit, Theoriearbeit, Photographien und filmischen Arbeiten veranschaulicht werden sollen, letztendlich auch auf die Arbeit von Z6-Streetwork einwirken.
Die hier zur Anwendung kommende diskursive Praktik soll die Positionierung unserer Einrichtung klar veranschaulichen und macht gleichzeitig darauf aufmerksam, wie sich die Anforderungen an die aufsuchende Sozialarbeit in den letzten zwanzig Jahren verändert – um nicht zu sagen: verschärft – haben. Eine differenzierte Jugendkultur und Jugendszene sowie unterschiedlichste Gruppen von Jugendlichen, die sich jeder Kategorisierung entziehen, nutzen den öffentlichen Raum auf unterschiedlichste Weise. Der diversifizierten (privaten) Nutzung des öffentlichen Raums – nicht nur durch Jugendliche – stehen städtebaulichen Maßnahmen und eine zunehmende Privatisierung öffentlicher Räume gegenüber: Nicht der Lebensraum Stadt, sondern die ökonomische Nutzung der Stadt rückt in den Vordergrund und spätestens seit den 1990er Jahren erfährt der öffentliche Raum eine zunehmende Ökonomisierung, getrieben von den Interessen des Tourismus und der lokalen Wirtschaft. Die Ansprüche der StadtbenutzerInnen sind für die Gewinnmaximierung kein Kriterium.
Mit der Ökonomisierung einher gehen baulichen Veränderungen (Entfernung von Sitz- und Ruhegelegenheiten bei gleichzeitiger Erweiterung von Gastgärten), eine Festivalisierung des öffentlichen Lebens (Konzerte, Sportveranstaltungen) und die sukzessive Steigerung von Kameraüberwachung, Securitypräsenz und gesetzlichen Reglementierungen (Schutzzonen, Verbotszonen). Als Folge davon wird der öffentliche Raum zunehmend verkleinert und Menschen mit geringen finanziellen Ressourcen werden an den Rand gedrängt. Die enormen Veränderungen im öffentlichen Raum haben naturgemäß Konsequenzen für das soziale Leben der Stadt, die sich in Spaltungen und Vertreibungen wiederspiegeln: In- und Exklusionsmechanismen (Überwachung, Architektur, Konsum) gehorchen dem Paradigma des „permanenten Konsums“. Der/Die KonsumentIn wird zum/zur idealen StadtbenutzerIn. Wem der oktroyierte Konsum nicht gefällt, der bleibe doch bitte daheim.
In unserer Ausstellung soll nicht nur den augenscheinlichen Veränderungen Rechnung getragen werden. Uns ist es wichtig, die offizielle Entwicklung gleichsam mit einer inoffiziellen zu unterlegen. Anhand von Interviews, Fotografien, Film- und Tondokumenten und Textmaterial aus unterschiedlichen Archiven werden Erinnerungen und Erfahrungen von Jugendlichen und (ehemaligen) StreetworkerInnen in den Fokus gerückt. Im Sinne von Michel Foucault wird „subjugated knowledge“ einer an den Rand gedrängten Gesellschaftsgruppe in den Mittelpunkt unserer Betrachtungsweise gerückt und eröffnet so neue Perspektiven und Verhandlungsmöglichkeiten von städtischer Veränderung.
Präsentiert werden die Ergebnisse in Form einer multimedialen Ausstellung (Photographie/Film/Tonwerke/Textmaterial) inklusive einer Ausstellungsbroschüre mit CD (Audio & Videoaufzeichnungen).
Projektziele
Die Ziele unserer Ausstellung sind:
- Sichtbarmachung der städtebaulichen Veränderungen der Stadt Innsbruck in den letzten 20 Jahren
- Aufzeigen von Veränderungen der Lebens- und Nutzungsbedingungen für Jugendliche: Durch die Ausstellung wollen wir zwanzig Jahre verschiedenster Veränderungen in der Topgraphie der Stadt Innsbruck und damit der Nutzungs- und Aufenthaltsmöglich-keiten für deren BewohnerInnen komprimieren/kristallisieren und damit deren Schärfe besser zum Ausdruck zu bringen.
- Durch die Aufarbeitung dieses komplexen Themas anhand einer multimedialen Ausstellung wollen wir auch Personen und Personengruppen erreichen, die sich weder theoretisch noch praktisch mit Kritischer Stadtforschung, Stadtentwicklung u. a. befassen – und gerade dadurch einen lustvollen und spannenden Zugang ermöglichen.
Reader zur Ausstellung als PDF zum Download:
Teil 1,
Teil 2